Architektur Architektur: Modellbau Quedlinburg fertigt Fachwerk im Miniaturformat

Quedlinburg/dpa. - Ein Gang durch die Gassen von Quedlinburgwar für Detlef Rohnstein schon immer faszinierend. Im historischenStadtkern der UNESCO-Weltkulturerbestadt gelten 800 Fachwerkbautenals Einzeldenkmale. Das Interesse für jedes architektonische Kleinodwar groß und weckte in dem Ingenieur eine besondere Geschäftsidee:Mit der Firma Modellbau Quedlinburg will er die Architektur dieserGebäude im Kleinformat erlebbar machen. In dem Familienunternehmenwird von der Idee über Konstruktion, Musterbau und Fertigung bis hinzum Versand alles in Eigenregie abgewickelt. Zwei Mitarbeiter undeine Halbtageskraft sind damit beschäftigt.
Neben den Fachwerkmodellen fertigen die Mitarbeiter Holzpostkartenmit typischen Harzmotiven und Schmuckurkunden mit Holzbilderrahmenan. Auf Wunsch werden diese mit Gravuren und Signaturen versehen.Heute reisen die Produkte des Modellbaus Quedlinburg um die ganzeWelt. «Meine Philosophie ist einfach», sag Rohnstein. «Ich möchtedie Architektur von damals erlebbar machen.»
In den Räumlichkeiten des Unternehmens treffen Moderne undHistorie aufeinander. In der einen Ecke steht der Prototyp einesriesigen Fachwerkmodells, gegenüber das Holzgerüst einer Windmühle,Bilderrahmen und Holzpostkarten hängen gut sortiert an der Wand.Dazwischen summt eine hochmoderne Fräsmaschine und am Computererledigt der 51-Jährige die «Denkarbeiten». «Ich will die Leute fürdas Fachwerk sensibilisieren», betont er. Zu jedem Bausatz bekommtder Kunde eine Anleitung, die gleichzeitig Informationsbroschüre ist.
Ist die Fräsmaschine mit dem Zuschnitt der Holzteile fertig,beginnt Mario Steder mit dem Kontrollaufbau. Der 33 Jahre alteTischler ist auch ein Geschäftspartner Rohnsteins und Fachmann inSachen Holz. «Wir verwenden das einheimische Eichenholz, vereinzeltauch Ahorn», erklärt er. Aber auf Grund der hohen Stabilität vonEiche entstehen fast alle Modelle aus dieser Holzart. Gerade macht erden «Lehr- und Lernbausatz No.1» für den Versand bereit. «Das sind 68Hölzchen, die ein niedersächsisches Fachwerkmodell im Maßstab 1:15ergeben», sagt Steder. «Wer flinke Finger und handwerkliches Geschickhat, ist ungefähr in einer Stunde fertig», sagt er schmunzelnd.
Alle Modelle sind zusammensteckbar - Klebstoff zur Montage gibt esnicht. «Wir orientieren uns an der originalen Bauweise», sagtRohnstein. «In einem Fachwerkhaus sind die Hölzer durch Zapfenverbunden. Schwalbenschwanzverbindungen bringen unter anderen dieStabilität. Das findet man in unseren Modellen auch.» So geben sieein realistisches Bild von Statik und Festigkeit. Fachliche Beratungerhält Rohnstein von Zimmermeistern und Pädagogen.
Neben den Liebhabern alter Baukunst helfen die Fachwerkmodelle ausQuedlinburg auch den künftigen Bauherren. Berufsschüler können anihnen zum Beispiel genaue Statikberechnungen durchführen.«Universitäten bestellen gern bei uns, um Architekten nicht nur dieTheorie, sondern auch die Praxis vermitteln zu können», sagtRohnstein.
Dieser breit gefächerte Kundenstamm macht den Ingenieur stolz.Und für die Zukunft will der 51-Jährige seinen Produktpalettevergrößern. «Wir wollen die Modelle weiterentwickeln und die Bausätzedurch Klinker, Dielung und einer Dachkonstruktion aus Reet oderSchilf erweitern.» Ein Prototyp steht schon bereit.