Analyse Analyse: Transrapid vor ungewisser Zukunft
Berlin/dpa. - Das Image des Transrapids als sicherstes Verkehrsmittel überhaupt dürfte nach Ansicht von Experten dennoch erhebliche Kratzer davontragen.
In der Öffentlichkeit ist vom erschütterten Vertrauen, gar vom größten anzunehmenden Unfall (GAU) die Rede. Spekulationen schießen ins Kraut, etwa über ein mögliches Ende für das deutsch-chinesische Projekt sowie die umstrittene Flughafenstrecke in München. Bestätigt wird dies indessen nicht.
Die Todesfahrt platzte ausgerechnet in eine Zeit, in der bei aktuellen Verhandlungen über die Transrapid-Projekte in München und China politisch die Bremsen gelockert werden sollten. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte bereits gute Fortschritte bei seinen Gesprächen in China signalisiert, als ihn in Peking mitten in den Beratungen die Unglücksbotschaft aus Deutschland ereilte. Dabei geht es um die Verlängerung der seit 2003 im Betrieb befindlichen Flughafenlinie in Schanghai in die 160 Kilometer entfernte Stadt Hangzhou. Verbindliche Zusagen hierüber gibt es bisher nicht. Und so geht es zunächst nur um einen ersten Abschnitt von 35 Kilometern zum Gelände der Expo im Jahr 2010.
Zudem hatten Tiefensee und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) erst vor kurzem trotz allen Streits signalisiert, bereits in Kürze über das Münchner Projekt reden zu wollen. Daran wird festgehalten, wie beide Seiten bestätigten. Insoweit kann von einem Aus des - nicht nur von den Grünen, sondern auch von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bekämpften - Projekts, bisher keine Rede sein. Tiefensee nahm nach Besichtigung des Unglücksorts die dringlichen Sicherheitsfragen bereits am Sonntag im Gespräch mit Stoibers Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) sowie Vertretern der Betreiber und des Konsortiums ThyssenKrupp und Siemens auf. Kommt es zum Münchner Projekt, sollen die Erkenntnisse aus Lathen laut Huber unmittelbar in das Sicherheitskonzept übernommen werden.
Tiefensee mahnte, bei der Erklärung für das Unglück nicht vorschnell nur auf menschliches Versagen zu setzen, sondern auch die Technologie im Auge zu behalten. Sensibel reagierten auch die verkehrspolitischen Sprecher von SPD und CDU/CSU, Uwe Beckmeyer und Dirk Fischer, die eine Überprüfung der Sicherheitsbestimmungen und Beratungen im Bundestag verlangten.
Damit dürfte die Zukunft der deutschen Vorzeigetechnik Transrapid weiterhin vor allem von Geldfragen abhängen. In China und im sonstigen interessierten Ausland wie in den USA, in Großbritannien oder am Persischen Golf kommt es vor allem auf Verhandlungs- und Verkaufsgeschick sowie Urheber-Fragen an. Und im Inland sind riesige Finanzlücken zu schließen: Bei Kosten von 1,85 Milliarden Euro wollen Deutsche Bahn AG und Bayern nur je 185 Millionen in den Topf werfen. Der Bund hat nur 550 Millionen in den Haushalt eingestellt. Große Bewegung ist kaum zu erwarten. Dazu der CDU/CSU-Fraktionsvize Hans- Peter Friedrich: «Wenn sich der Bund und Bayern nicht über die Finanzierung des Projektes in München einigen, wird diese Technologie endgültig aus Deutschland verschwinden.»