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Aluhett-Nachfolger Aluhett-Nachfolger: Verwechslung sorgt für Frust

Von Frank Zimnol 06.03.2003, 13:08

Hettstedt/MZ. - Kaum ein Firmenname in Sachsen-Anhalt ist so negativ belastet wie der des Ex-Metallurgie-Betriebes Aluhett. Das zweimal in die Insolvenz geratene Hettstedter Unternehmen wurde zum Synonym für Pleite, Millionengrab und misslungene Wirtschaftsförderung. Werner Maciej, Betriebsratsvorsitzender der Mansfelder Aluminium Werk GmbH (MAW/Hettstedt), wurmt es gehörig, wenn sein Unternehmen, nur weil es aus Aluhett hervor gegangen ist, darunter zu leiden hat.

"Es passiert immer wieder, dass wir von potenziellen Kunden oder Rohstofflieferanten schief angesehen werden", beklagt der Arbeitnehmervertreter. MAW werde schlichtweg mit dem Mansfelder Metallwerk (MMW), dem anderen Aluhett-Nachfolgebetrieb in einen Topf geworfen, ärgert sich Maciej. "Dabei geht es uns im Vergleich zu denen richtig gut."

Nach der zweiten Aluhett-Pleite war der Hettstedter Metallurgie-Betrieb gesplittet worden, um die Chancen auf einen Neuanfang und die Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze zu erhöhen. Aus jenem Bereich, in dem Aluminium unter Verwendung von Schrott geschmolzen, gegossen und zu diversen Produkten gepresst wird, wurde MMW. Die so genannte Flachstrecke hingegen, in der angeliefertes, vorgewalztes Aluminium-Band zu dünnen Blechen und Stanzteilen verarbeitet wird, zu MAW. MMW scheiterte und musste 2001 zum dritten Mal in der Aluhett-Geschichte in die Insolvenz. Im Herbst wurde unter Alupress Aluminiumwerke Hettstedt GmbH mit 17 der einst 146 Mitarbeiter ein Neuanfang versucht. Inzwischen hofft man auf einen dritten Privatisierungsanlauf.

Ganz anders die Entwicklung bei MAW. 1999 mit 22 Leuten gestartet, zähle das Unternehmen mittlerweile 68 Mitarbeiter, sagte Geschäftsführer Harald Springer. "Wir stehen gut da." Die Produkte verkauften sich gut, würden in Branchen wie der Elektrotechnik, dem Automobilbau und im Bauwesen nachgefragt. Pächter von MAW ist der englische Unternehmer Clive Bavon, Eigentümer der Londoner Firma Interalum. Grund und Boden sowie Maschinen und Anlagen beider Aluhett-Nachfolger wurden durch die Grundstücksfonds Sachsen-Anhalt GmbH (GSA/Magdeburg) verpachtet.

Deren Geschäftsführer Klaus-Dieter Theise wies darauf hin, dass die Immobilien plus Produktionseinrichtungen europaweit ausgeschrieben worden sind. Zu potenziellen Interessenten wollte er keine Auskunft geben. Es werde eine "schnellstmögliche Lösung" angestrebt.

"Wir favorisieren eine Komplett-Vergabe des ehemaligen Aluhett-Geländes", erläuterte Theise. Falls das nicht möglich sei, werde auch eine Aufteilung in Betracht gezogen. "Auf jeden Fall aber wollen wir erreichen, dass am Standort möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben bzw. neue entstehen, so der GSA-Chef. Während der Pächter der Alupress, Joachim Lauber, Chef der CNC-Präzisionstechnik Rathenow, nach eigenem Bekunden zu den Bietern gehört, habe Bavon, Theise zufolge, bisher kein Interesse angemeldet.

Insider vermuten, dass der Unternehmer von der Insel, mit dem über fünf Jahre laufenden Pachtvertrag gut leben kann. Springer zufolge werde dieser vertragliche Zustand von einem möglichen Verkauf des Areals durch die GSA nicht berührt. Auch die Beschäftigten der Alupress und von MAW hoffen auf eine baldige, zukunftsträchtige Lösung für ihren traditionsreichen Standort. "Vielleicht gelingt es, das unrühmliche Kapitel Aluhett für immer vergessen zu machen", wünscht sich Maciej. Dann werde es mit Sicherheit auch keine Verwechslungen mehr geben, so der Betriebsratschef.