Alternativen zur Schule Alternativen zur Schule: Lehramtsstudenten müssen nicht Pauker werden

Berlin/Hamburg/dpa. - Viele Magister-Fächer lassen sich auch mit dem Ziel Lehramt studieren. Manche Absolventen mit Staatsexamen wollen jedoch nicht in die Schule, andere finden keine Stelle. Sich dann umzuorientieren, ist nicht immer leicht. Alternativen auf dem Arbeitsmarkt gibt es aber durchaus.
Langfristig dürften auch die Chancen auf Stellen im Schuldienst wieder besser werden. «Bedarf an mehr Lehrern gibt es schon jetzt», sagt Arno Becker vom Deutschen Lehrerverband in Hamburg. «Aber die Stellen werden aus Spargründen oft nicht besetzt.» Rein rechnerisch müssten in den kommenden zehn Jahren sogar mehr Lehrer eingestellt werden, als auf dem Arbeitsmarkt zu haben sein werden. «Wer jetzt fertig wird, ist allerdings oft in einer schwierigen Situation», sagt Becker. Viele suchen deshalb eine Stelle außerhalb der Schulen.
Absolventen von Lehramtsstudiengängen besitzen Qualifikationen, von denen sie auch in Konkurrenz zu anderen Bewerbern profitieren können, argumentieren Margarete Hucht und Andreas Kunkel, Autoren des Ratgebers «Lehramt und Alternativen». Dazu zählten zum Beispiel Lernfähigkeit oder psychologisches Verständnis. Und weil Informationsbeschaffung und ihre Verarbeitung typische Bestandteile eines Lehramtsstudiums sind, seien etwa Marketing und Personalwesen sowie interne oder externe Kommunikation mögliche Arbeitsfelder.
Eine weitere Alternative sind Schulbuchverlage: «Wir bevorzugen allerdings Bewerber, die auch das Zweite Staatsexamen haben», sagt Barbara Schumacher, Leiterin der Personalabteilung bei Cornelsen in Berlin. Dort sind rund 80 Schulbuchredakteure beschäftigt. Berufserfahrung in der Schule sei von Vorteil.
Voraussetzungen sind neben der fachlichen Qualifikation auch die Fähigkeit termingerecht zu arbeiten sowie ein Gespür für wirtschaftliche Gesichtspunkte. «Und man muss auch mit ganz anderen Menschen als in der Schule zusammen arbeiten können, wie mit Kollegen vom Marketing und aus der Produktion», sagt Barbara Schumacher.
Darüber hinaus muss der Kontakt zu den Autoren gehalten werden, die Beiträge für die Unterrichtswerke schreiben. Die Chancen auf eine Einstellung sind sehr unterschiedlich: «Die Zahl der Bewerber auf ausgeschriebene Stellen schwankt zwischen sehr wenig für Fächer wie Mathe und mehreren hundert in anderen», erläutert Schumacher. Der Verdienst entspreche etwa einem Lehrergehalt.
Oft als Arbeitsmarkt für Quereinsteiger genannt wird die IT-Branche: Lehramtsabsolventen sind etwa als Software-Trainer gefragt, die sich um Seminare und Schulungen kümmern. «Wichtig ist allerdings Praxiserfahrung in Unternehmen, möglichst schon während des Studiums», sagt Peter Littig, Vorsitzender der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung im Verband der Softwareindustrie (VSI) in München.
Fächer wie Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften sind von Vorteil, IT-Trainer können aber auch aus den Geisteswissenschaften kommen. Entscheidend sei, dass man Fachkenntnisse mit methodischem Wissen kombinieren kann. IT-Trainer sind entweder angestellt oder arbeiten freiberuflich. Letzteres könne sogar lukrativer sein, sagt Littig, der selbst an der Dekra-Akademie in Stuttgart tätig ist.
Egal für welche Alternativen Lehramtsstudenten sich entscheiden - immer gefragt sind effektives Arbeiten, die Fähigkeit zum Planen komplizierter Abläufe und zum Motivieren anderer, betonen Hucht und Kunkel. Die Alternativ-Jobs unterscheiden sich darin nicht von denen in der Schule.
Literatur: Margarete Hucht, Andreas Kunkel: Karrieren unter der Lupe: Lehramt und Alternativen, Lexika Verlag, ISBN 3-89694-373-1, 12 Euro.