Saalekreis Saalekreis: Mit weniger als dem Nötigsten
QUERFURT/MZ. - Kein Strom, kein Wasserhahn an der Wand, ja nicht einmal richtige Wände: Nur der dünne Stoff ihrer Zelte und das heran geschleppte Wasser, das auf einer Feuerstelle erhitzt werden kann, prägen die kargen Lebensumstände der Bruderschaft der Askanier. Die derzeit rund 30 Mitglieder purzeln in ihrer Lebensweise gern ein paar Jahrhunderte zurück und beinahe am liebsten tun sie das auf der Burg Querfurt.
"Das ist ein tolle Anlage, wir kommen gern hierher", sagt Ulrich von Blankenburg, der am vergangenen Sonntag nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen ordentlich ins Schwitzen kommt. Einen mittelalterlichen Bogen muss der Ritter, der im richtigen Leben Frank Mrazek heißt, gerade spannen. Keine leichte Aufgabe, wie sich zeigt.
Sogar noch etwas mehr Kraft muss Sven Rehfeldt alias Roderich zu Kienwerder für den gleichen Vorgang aufbringen. Einen sogenannten 65-Pfund-Bogen spannt er. Mehr als 300 Meter weit könne er seine Pfeile mit dem Bogen durch die Luft sausen lassen, wenn er das beabsichtige. Die Tierattrappen, die die mittelalterlich gekleideten Männer am Dicken Heinrich aufgestellt haben, sind nicht ganz so weit weg. Sie zu treffen, stellt sich dennoch als schwierig heraus.
Während Ulrich und Roderich den Umgang mit Pfeil und Bogen trainieren, sind die anderen Mitglieder noch im Zeltlager zugange. Die große Gruppe hat gerade ihr Frühstück zu sich genommen, und es zeigt sich, dass nicht nur die Herren der Schöpfung bereit sind, sich auf das Abenteuer Mittelalter einzulassen. Auch mehrere Frauen haben an der Art von Freizeitgestaltung Gefallen gefunden. "Die Rollen waren im Mittelalter klar verteilt", erzählt Iris Plachetha. Bei der Bruderschaft werde dieses Detail aber nicht ganz so streng genommen, sagt sie weiter. Um den Abwasch nach dem Frühstück kümmern sich aber trotzdem mehrheitlich die Frauen.
Vom Schuhwerk mal abgesehen - statt hochhackiger Schuhe sind die zur damaligen Zeit auch von Männern bevorzugten Schnabelschuhe an den Damenfüßen zu sehen - bewiesen die Frauen wohl schon im Mittelalter Modebewusstsein. Zumindest das Tuch, das Iris Plachetha als Gefolgsfrau Sirigunde auf ihrem Kopf hat, lässt die Vermutung aufkommen. Dabei befinde sie sich gesellschaftlich betrachtet unter ihrer Mitstreiterin Angela Berdyschak, die aber ein weniger auffälliges Gewand trägt. "Sie ist die Gesellschaftsstufe nur heraufgestolpert", schmunzelt Sirigunde. "Das ist so, weil mein Mann in den Ritterstand erhoben wurde", ergänzt Angela Berdyschak, die ebenso gut gelaunt scheint. Bei Wind und Wetter in einem mittelalterlichen Camp zu leben sei auch für die Frauen kein Problem.
"Wir haben es hier in Querfurt auch schon bei Minusgraden ausgehalten", erzählt Freizeitritter Torsten Berdyschak, der davon spricht, dass die Mitglieder aus dem Berliner Raum kommen und im echten Leben beispielsweise als Mechaniker oder Versicherungsangestellte ihr Geld verdienen. Mehrere Wochen im Jahr widmen die Mitglieder ihrem Hobby, bereichern auch oft Mittelalterfeste. Das Campieren auf der Querfurter Burg ist schon seit mehr als zwölf Jahren fester Bestandteil des Vereinslebens.