«Abruf auf den Tag genau»

Wittenberg/Jessen/MZ. - Die Pflanzsaison im Gartenbaubetrieb Elster hat begonnen, in den vereinigten Agrarbetrieben Seydaland laufen die Vorbereitungen auf die Spargelsaison, im Weingut Hanke der Rebenverschnitt. Überall werden zusätzliche Kräfte gebraucht, denn das meiste ist Handarbeit im Obst- und Gemüseanbau. Martina Tischler, Mitarbeiterin bei der Jessener Personalvermittlungsagentur Arno Reich, steckt mittendrin im Geschäft.

Seit 1999 hat die Agentur Erfahrungen in der Vermittlung von Arbeitslosen, die sie als Subunternehmen von der Geschäftsstelle Jessen der Agentur für Arbeit zugewiesen bekommt. "Wir klären, für welchen Einsatz die Leute geeignet sind, übernehmen die Formalitäten und betreuen die Arbeitnehmer auch vor Ort", berichtet Frau Tischler. Eine Pauschalverurteilung, die deutschen Arbeitskräfte seien unflexibel und nicht belastbar, wehrt Frau Tischler ab.

Auf 450 Vermittlungen in 13 Betriebe im Jahr 2004 kann sie verweisen. "Wir haben eine erstaunlich geringe Ausfallquote", so Frau Tischler. "Wenn die Unternehmen nicht zufrieden wären, würden sie uns doch nicht fordern." Man müsse den Arbeitnehmern aber von vornherein sagen, was auf sie zukommt. Mancher mute sich selbst zu viel zu und stelle nach zwei Tagen fest, dass er mit seinem Rückenleiden die Spargelernte nicht bewältigt - das Kirschenpflücken funktioniere dafür aber gut. "Wir haben Leute dabei, die von einer Ernte in die andere gehen, bis in den Winter hinein und so fast das ganze Jahr beschäftigt sind."

Dass die Zusammenarbeit mit der Agentur hervorragend läuft, bestätigt Sandra Hanke vom Schweinitzer Weingut. Die Leistungen der Arbeitnehmer bewertet sie indes als "durchwachsen". Aber gerade weil "Frau Tischler tut, was sie nur kann", wenn es in dieser Beziehung Probleme gebe, können Hankes auf ausländische Arbeitskräfte verzichten.

Dass die Landwirte mit Hilfe der Vermittlungsprojekte flexibler seien als mit ausländischen Arbeitnehmern, sagt Kornelia Trautmann, Teamleiterin Arbeitsvermittlung in der Agentur für Arbeit. Nicht nur, weil es den Aufwand bei der Beantragung der Arbeitserlaubnisse erspart. "Die Arbeitnehmer können punktgenau auf den Tag abgefordert werden", so Frau Trautmann. Nicht zuletzt sichern die Vermittler den Transport von Arbeitskräften an die Einsatzorte, was auf dem flachen Land insbesondere an den Wochenenden von nicht unerheblicher Bedeutung sei.