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Nach langem Hickhack Nach langem Hickhack: Sparkasse wird Eigentümer der Scheibe A in Halle-Neustadt

Von Silvia Zöller 13.02.2020, 14:15
Hoffentlich bald Geschichte: Die seit Jahrzehnten leerstehende Hochhausscheibe A (vorn) ist nun Eigentum der Saalesparkasse.
Hoffentlich bald Geschichte: Die seit Jahrzehnten leerstehende Hochhausscheibe A (vorn) ist nun Eigentum der Saalesparkasse. Silvio Kison

Halle (Saale) - Nun ist es amtlich: Die Saalesparkasse hat die Scheibe A von der Intown-Gruppe gekauft. Das teilt Uwe Stettin vom Vorstandsstab der Bank mit. „Der Kaufvertrag zwischen den Parteien wurde unterzeichnet“, so Stettin. Dass für das Hochhaus nach Angaben der „Bild-Zeitung“ 5,55 Millionen Euro gezahlt worden seien, bestätigt Stettin nicht: „Zur Höhe des Kaufpreises äußern wir uns nicht. Im Kaufvertrag wurde hierzu auch Stillschweigen vereinbart.“

Eintragung ins Grundbuch nach rechtlicher Prüfung schnell gehen

Ein Notar sei nun damit beauftragt, den Eintrag im Grundbuch zu beantragen. Dann soll der Auftrag zum Umbau der Scheibe ausgelöst werden, so Stettin: „Wir sind froh, mit der Firma Papenburg den für ein solches Vorhaben besten Vertragspartner unter Vertrag nehmen zu können.“

Wie schnell der Eintrag ins Grundbuch und damit der Eigentümerwechsel auch offiziell besiegelt ist, ist jedoch unklar. Werner Budtke, als Pressesprecher des Amtsgerichts auch für das Grundbuchamt zuständig, sagt: „Die Zeitspanne dafür ist offen. Nach einer rechtlichen Prüfung wird das jedoch schnell gehen.“

Israelische Intown-Gruppe hatte Scheibe A in Halle 2017 erworben

Damit ist nun der Hickhack um die Immobilie beendet, die laut Stadtverwaltung nach wie vor zum 1. Januar 2021 neuer Verwaltungssitz der Stadt werden soll, da die Saalesparkasse den Mietvertrag unverändert übernommen habe. Die israelische Intown-Gruppe hatte das Hochhaus 2017 für rund eine Million Euro erworben.

Gekauft hatten die Investoren das Gebäude jedoch nicht, sondern vielmehr Forderungen von Gläubigern in dieser Höhe ausgelöst, so dass eine angesetzte Zwangsversteigerung der Scheibe A damit platzte. Vollmundig hatte Intown dann angekündigt, den 19-Geschosser zügig bis Ende 2020 zu sanieren - Kostenpunkt: rund 30 Millionen Euro.

Das Hochhaus „Scheibe A“ wurde 1972 gebaut und bis 1998 als Studentenwohnheim genutzt. Seitdem ist das Gebäude leer. Die 18 Geschosse bieten eine Fläche von rund 12.000 Quadratmetern, die etwa 1000 Menschen Platz bot.

Die vier weiteren Hochhausscheiben B,C,D, und E wurden ebenfalls in den 1970er Jahren erbaut und wurden als Arbeiterwohnheime genutzt. Über vier Fahrstühle und zwei Treppenhäuser konnte man in die 18 Stockwerke gelangen. Alle fünf Häuser haben dieselben Maße: 59 Meter Länge und 16 Meter Breite. Gebaut sind sie als Monolithen, also aus einem Stück um einen Kern herum. Lediglich die Außenwände bestehen aus Fertigteilen. Derzeit wird nur Scheibe D genutzt, in der unter anderem das Jobcenter untergebracht ist.

Eigentümer maximal 9,90 Euro pro Quadratmeter und Monat als Kaltmiete von der Stadt verlangen

Vorarbeiten wie die Beräumung des Hauses liefen an, auch ein Planungsbüro hatte Intown beauftragt - zumindest war das auf den großen Baustellenschildern so nachzulesen. Doch dann tat sich plötzlich Mitte 2019 nichts mehr. Die Stadt Halle ist an das Ergebnis des Bürgerentscheids vom September 2017 gebunden. Damals hatten sich 58 Prozent der Hallenser für die Nutzung des Hochhauses als Verwaltungsstandort ausgesprochen.

Und die Konditionen stehen. Demnach darf der Eigentümer maximal 9,90 Euro pro Quadratmeter und Monat als Kaltmiete von der Stadt verlangen - und zwar für die komplette Laufzeit des Mietverhältnisses von 30 Jahren. Warum es bei dem ambitionierten Umbau stockt, dazu gab die Intown-Gruppe nichts Greifbares an („Wir befinden uns in Gesprächen mit der Stadtverwaltung“), die Stadtverwaltung mauerte.

Saalesparkasse erwirbt die Scheibe A lastenfrei 

Im November 2019 hatte die Saalesparkasse erstmals signalisiert, dass sie für einen Kauf bereitstehen würde. Auch die letzte Hürde hat die Sparkasse nun offenbar genommen: Immobilienunternehmer Michael Schmidt, Projektverantwortlicher der Scheibe C, hatte nach seiner Aussage noch 900.000 Euro als Lasten auf seinen Namen im Grundbuch der Scheibe A eingetragen.

„Es gibt eine Einigung“, sagte Schmidt nun am Mittwoch. Diese ziele auch darauf ab, das er die gesamte Summe erhalte, was aktuell jedoch noch nicht geschehen sei. Jedoch betonte auch Uwe Stettin, dass die Saalesparkasse die Scheibe A lastenfrei erwirbt.

Weiterentwicklung des Zentrums von Halle-Neustadt erhält damit entscheidenden Impuls

„Vertragspartner der Saalesparkasse als Käufer ist einzig der derzeitige Eigentümer der Immobilie“, so Stettin, der damit Intown meint. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Intown möglicherweise die Lasten ablösen will.

Auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) ist froh: „Mit dem künftigen Eigentümer kann der Bürgerentscheid erfolgreich umgesetzt werden. Die Weiterentwicklung des Zentrums von Halle-Neustadt erhält damit einen entscheidenden Impuls, genau das war das Ziel.“ (mz)