Zweiter Weltkrieg Zwangsarbeit im Freiesleben-Schacht: Erinnerung an das fast vergessene Internierungslager in Leimbach
Eine Erinnerungstafel macht jetzt auf das Schicksal von Zwangsarbeitern in einem Internierungslager in Leimbach aufmerksam.
Mansfeld - Dieses unrühmliche Kapitel der deutschen Geschichte soll nicht vergessen werden, nachdem kaum noch einer davon wusste: Eine neue Informationstafel über die Freiesleben-Schächte bei Mansfeld erinnert jetzt an die Häftlinge aus einem Internierungslager im nahen Leimbach. Sie mussten in den Jahren von 1944 bis 1945 unter Tage und auch über Tage auf der Halde schwere körperliche Arbeit leisten. Das Lager der Zwangsarbeiter jüdischer Herkunft befand sich am heutigen Standort eines Marken-Discounters. Rund 150 Männer waren dort in den Nächten untergebracht.
Erinnerungstafel an das Arbeitslager in Leimbach
Kurz vor Ende des Weltkrieges - zwischen 1943 bis 1944 - wurden im Schacht II Hallen angelegt, in die die Rüstungsproduktion der Mansfelder Kupfer- und Messingwerke verlagert werden sollte. In diesen Hallen in 116 Meter Tiefe sei auch Glas aufbewahrt worden, so Bernd Friedrich vom Förderverein Mansfeld-Museum. Nach dem Bombenangriff auf Hettstedt sei es für die Reparatur der beschädigten Fenster im Krankenhaus verwendet worden.
Mansfelds Bürgermeister Andreas Koch (Freie Bürger Mitteldeutschland) hatte erst im vergangenen Jahr von dem einstigen Lager erfahren, von dem nur noch ganz wenige Leute wussten. Ähnlich erging es Landrätin Angelika Klein (Die Linke), die im September einen Hinweis bekam. Was folgten, waren weitere Recherchen. Sie bestätigten die Existenz des Zwangsarbeitslagers. „Wir überlegten daraufhin, wie wir mit dieser Erkenntnis umgehen“, so Klein. Das Ergebnis aller Beteiligten ist nun die große Erinnerungstafel über die Geschichte der Freiesleben-Schächte. Bürgermeister Koch bedankte sich in diesem Zusammenhang beim Landkreis und auch der Sparkasse für die Umsetzung des Vorhabens.
Tagebuch erinnert an das Leben der Zwangsarbeiter
Einen Eindruck vom Leben der Zwangsarbeiter gewann Koch aus der Niederschrift eines Insassen: „Die Tagebuchaufzeichnungen haben mich sehr berührt.“ Darin sei auch deutlich geworden, dass es Menschen in Leimbach gab, die den Zwangsarbeitern halfen. Dass es dieses Tagebuch gebe, sei Gold wert, meint Christian Ruppert vom Mansfelder Heimatverein. Mit ihm könne die Erinnerung an die Ereignisse von damals auch für folgende Generationen wachgehalten werden.
Den kräftezehrenden Alltag der jüdischen Zwangsarbeiter beschreibt Amelie Fried in ihrem Buch „Schuhhaus Pallas“. Sie hat einen ganz persönlichen Bezug zum Internierungslager in Leimbach. Ihr Vater Kurt Fried kam als Halbjude im November 1944 nach Leimbach. Bis zur Befreiung im April 1945 musste er mit anderen Gefangenen unter der Aufsicht der Gestapo auf dem Freiesleben-Schacht arbeiten.
Die Einweihung der Tafel über die Freiesleben-Schächte in Mansfeld nahm Bürgermeister Koch auch zum Anlass, um sich im Namen der Stadtverwaltung für die zurückliegende Zusammenarbeit mit Landrätin Klein zu bedanken, die demnächst aus dem Amt scheidet. Er habe ihre Zuverlässigkeit und Loyalität geschätzt. Gemeinsam habe man einiges vorangebracht. (mz)